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Kulturhaupstadt 2010:

Kunstelite an der Emscher

Kunst im Raum braucht eine solide Basis und Verbindung zu den Menschen. Bei der Errichtung des „Walkway and Tower“ des japanischen Künstlers Tadashi Kawamata legte Anne Mense für beides den notwendigen Grundstock.

 

KUNST BRAUCHT ARCHITEKTUR

Zum Kulturhauptstadtjahr gab die Emschergenossenschaft bei einigen Künstlern Freiluft-Objekte in Auftrag: So entstand die Open-Air-Ausstellung entlang des Emscherradweges EMSCHERKUNST.2010. Auch der international renommierte Künstler Tadashi Kawamata (Japan) realisierte hierfür seine Idee auf der Emscherinsel Brandheide. Kawamata setzt sich mit seinen zum Teil monumentalen Installationen jeweils mit der Geschichte und Funktion eines Ortes auseinander. Seine Vision für die Brandheide: ein künstlerisch gestalteter, begehbarer Turm, von dem aus man die Landschaft des Naturschutzgebietes betrachten kann. Titel: „Walkway and Tower“. Er skizzierte seine Idee und baute ein Modell. Der nächste Schritt benötigte architektonische Unterstützung.

 

VON DER VISION ZUM BAUWERK

Nach einer Machbarkeitsstudie ging es an die Umsetzung. Aufgrund eines Modellbildes arbeitete Anne Mense daran, Kawamatas Holzturm in eine realistische Form zu gießen. Der Turm sollte begehbar sein und musste daher vielerlei Bauvorschriften erfüllen. Anne Mense plante die Spindeltreppe bis ins Detail, gab dem Turm eine achteckige Grundform, sorgte unauffällig für nötige, aber von Kawamata nicht vorgesehene Geländer und plante jedes Element bis hin zur Breite des Dachrandes. Jedes Detail wurde von Anne Mense mit Tadashi Kawamata abgesprochen – und zwar so lange bis die Idee des Künstlers möglichst genau umgesetzt werden konnte. In kürzester Bauzeit entstand unter der Bauleitung von Anne Mense die Konstruktion des Kunstturms vor Ort. Zum Schluss übergab sie dem Künstler den fertigen Turm so, dass er ohne bürokratische Hindernisse bereitstand für das letzte künstlerische Tun. Denn Kawamata selbst verschalte die Außenwände so, wie es seiner Vision entsprach. Tadashi Kawamata lieferte die Software, Anne Mense die Hardware. Übrigens auch für den „Walkway“ zum Turm hin.

 

KUNST BRAUCHT VERMITTLUNG

Bauen im Landschaftsschutzgebiet hat hohe Auflagen und sorgt für Unruhe: Viele Spaziergänger oder Fahrradfahrer wunderten sich über anrückende Baufahrzeuge und diskutierten gleich vor Ort mit den Bauarbeitern. Auch die Kunst braucht Vermittler – Anne Mense suchte Verbündete und fand eine mobile Pommesbude in der Nähe. Der Inhaber fürchtete anfangs gar um seine Existenz im Naturpark und wurde zum überzeugten Fan des Projektes, das den Emscherradweg aufwertet. Nach und nach fanden sich immer mehr Fürsprecher in der Nachbarschaft, die „ihrem“ Turm jetzt mit Stolz begegnen. Aber auch öffentliche Auftraggeber brauchen Vermittler, denn sie können nicht so frei agieren wie private Bauherren. Mit dem Projektmanagement durch Anne Mense fanden sie die nötige Sachkompetenz und das Verständnis im Umgang mit formalen Anforderungen, die eine Realisierung eines solch ungewöhnlichen Projekts erst möglich machen.

 

Objekt: Turmskulptur „Walkway and Tower“ von Tadashi Kawamata (Emscherinsel Brandheide/Recklinghausen)

Bauherr: Emschergenossenschaft

Architektin: Dipl. Ing. Anne Mense

Bauzeit: 04/2010-05/2010

Partner: Objektbau Terhalle, Ahaus

Dipl. Ing. Dirk Wittler (Lederhose, Wittler & Partner, Dortmund)

Dipl. Ing. Christa Wolf, Dipl. Ing. Stefanie Kotalla (wbp Landschaftsarchitekten, Bochum)